Montag, 13. April 2015

Günter Grass, der Versuch eines Nachrufs!

Günter Grass habe ich (mit einer kleinen Ausnahme) noch nie gemocht, für mich war er immer ein Oberjakobiner und Wichtigtuer.

Erstmals hörte ich von Grass als ich 11 oder 12 Jahre alt war. Ein Onkel von mir bekam regelrechten Schaum vorm Mund, wenn Grass erwähnt wurde. Auf einer Wahlkampfrede für Willy Brandt schrie Grass das Publikum an "ihr seid der Bildungsnotstand", nachdem vereinzelt Buhrufe aufkamen. Mich amüsierte es immer und meine Sympathien waren damals eindeutig bei Grass. Alleine schon wegen meines Onkels. 

Mit 19, ich kam gerade zum Barras, las ich die Blechtrommel und war begeistert aber nicht so stark, dass ich nachhaltig so davon berührt war, wie es bei der verlorenen Ehre der Katharina Blum, von Heinrich Böll,  der Fall war. Trotzdem, die Blechtrommel ist feine deutsche Nachkriegsliteratur, da gibt es nicht das Geringste zu meckern. 


Als Jahre später Volker Schlöndorff die Blechtrommel verfilmte kam in mir wieder eine Begeisterung für Grass auf und ich kaufte mit den Butt. Den nahm ich mir in den Urlaub mit und war nach kurzer Zeit des lesens bitter enttäuscht, langatmig und alles andere als interessant empfand ich das Buch. Bis zum Schluss habe ich mich regelrecht durchgekämpft und war heilfroh, als ich mit dem Roman fertig war. Damals hatte ich fast ein schlechtes Gewissen gegenüber Dürrenmatt, über den ich kurz vorher noch meckerte, das er ellenlang die Kleidung einer seiner Romanfiguren beschrieb. Was für ein Frevel! 
Trotzdem kaufte ich mir dann noch die Rättin, Ein weites Feld. Beide Bücher habe ich nicht zu Ende gelesen, stellte sie aber ganz am Anfang ins Regal, damit jeder Besucher sieht, welch tolle Bücher ich doch lese. Einer Nachbarin fielen diese Grass-Bücher auf und sie schenkte mir dann noch die Erinnerungen "Beim Häuten der Zwiebel". Nach ein paar Seiten wusste ich, warum sie es mir schenkte. 
Grass zehrte sein Leben lang von seiner Blechtrommel, ohne die, wäre sein restliches Werk unverkäuflich vermodert. In Deutschland gehört Grass sicher zu den meist überschätzten Schriftstellern und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da. 

Wenn Grass nicht schrieb, dann erklärte er sich gerne zur moralischen Instanz dieser Republik und spielte dabei zum Teil einen erbärmlichen Part.
Zwischendurch wanderte er nach Indien aus, er wollte mit Deutschland nichts mehr zu tun haben und die DDR, der er eigentlich kritisch gegenüberstand, empfand er als gerechte Buße für die Vergangenheit. 

Als er dann seine Mitgliedschaft in der Waffen SS mitteilte, entlarfte er sich vollends als politischer Pharisäer!
Ausgerechnet er, der das Mitläufertum geißelte, wie kein Zweiter, verschwieg seine Mitgliedschaft in der Waffen SS!
Wobei die Mitgliedschaft als solches weniger kritisiert wird, wohl aber das jahrzehntelange Verschweigen.

In den letzten Jahren ist es um ihm etwas ruhiger geworden, wohl zu ruhig. 
Wer in Deutschland in den medialen Fokus kommen will, der redet/schreibt entweder über Hitler oder Israel (wobei das Wort Jude tunlichst vermieden wird). Diese beiden Themen garantieren Aufmerksamkeit und Bimbes und so ist Grass, vermutlich in einem nicht mehr ganz dichten Zustand, auf die Idee eines Gedichts gekommen. 
Dabei schaffte er, mit letzter Tinte, das Kunststück, dass sowohl die Lyrik, als auch der Inhalt des Gedichtes sich lediglich zum Fremdschämen eignet. 

Was wird von Grass bleiben?
Nicht viel, in den Hochschulen steht er sehr selten auf den Stundenplan, der Verlag und die Erben werden wohl versuchen, nochmals den ein oder anderen Euro zu ergattern und gelegentlich wird ein Politiker in einer Rede mit seinem Namen und Nobelpreis angeben und das war es dann auch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen